Dortmund fördert mit Randzeitenbetreuung von Kindern Vereinbarkeit von Familie und Beruf
Drei Projekte erfolgreicher flexibler Kinderbetreuung vorgestellt
Dortmund, 20. September 2022. Früh am Tag zur Arbeit, aber die Kita der Kinder hat noch nicht geöffnet? Das geht vielen Eltern so, die in der Pflege oder anderen Branchen mit Schichtdienst arbeiten. Randzeitenbetreuung ist eine Lösung für das Problem. Viele Kommunen, aber auch Unternehmen organisieren sie zunehmend. Auch das Mütterzentrum Dortmund hat in Kooperation mit der LWL-Klinik Dortmund und der SJG St. Paulus GmbH ein Projekt namens „Eulen und Lerchen“ gestartet, in dem Ehrenamtliche in Randzeiten helfen. Wie das geht und was es noch für Ansätze gibt, ist heute Thema eines Werkstattgesprächs im Dortmunder Union Gewerbehof mit rund 70 Teilnehmenden aus Politik und Wirtschaft.
Eingeladen hatte das Mütterzentrum zusammen mit der Wirtschaftsförderung Dortmund. An der Podiumsdiskussion nehmen neben dem Jugendamt der Stadt Dortmund und der NRW-Gesellschaft für innovative Beschäftigungsförderung mbH auch Expertinnen anderer Randzeitenprojekte aus dem Bundesgebiet teil. Ziel des Austauschs ist die Entwicklung von Ideen zur flexiblen Kinderbetreuung für Dortmund, um Eltern die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu erleichtern.
Mütterzentrum Dortmund startet Randzeitenbetreuungs-Projekt
„Für uns steht das Wohl der Kinder an erster Stelle. Wenn die Kinder am frühen Morgen und am Abend im eigenen Haushalt betreut werden und diese Betreuung den Bedürfnissen der Kinder gerecht wird, ist das eine echte Entlastung für die Familien. Eine solche Betreuung ist in Zeiten des Fachkräftemangels eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe,“ betont Monika Nienaber-Willaredt, die neue Dortmunder Dezernentin für Schule, Jugend und Familie.
In Kooperation mit der LWL-Klinik Dortmund und der SJG St. Paulus GmbH hat das Mütterzentrum Dortmund e.V. ein Randzeitenbetreuungs-Projekt gestartet, das mit Mitteln des Europäischen Sozialfonds gefördert wird. Schon wenige Monate nach dem Start ist das Projektziel, zehn Familien zu versorgen, erreicht. „Aufgrund der hohen Nachfrage betreuen wir fast doppelt so viele Familien“, freut sich Mütterzentrum-Geschäftsführerin Nicole Siegmann: „Wir sind froh, dass sich die Krankenhäuser entschieden haben, so viele Familien wie möglich zu versorgen.“
„Die Vermittlung von Randzeitenbetreuung lohnt sich auch für uns als Arbeitgeberin“, betont Angelika Lichte für die am Projekt beteiligten Krankenhausgesellschaften. Sie erlebe täglich, wie wichtig die Entlastung für Mitarbeitende in Randzeiten ist. Es brauche deshalb eine Verstetigung dieser Initiative durch eine breite Allianz in der Pflegebranche: „Deshalb hoffen wir auf eine Fortsetzung von Eulen und Lerchen und auf weitere Arbeitgeber:innen zur Finanzierung solcher Angebote“, sagt die Mitarbeiterin des Referats für Chancengleichheit der LWL-Klinik Dortmund, die das Dortmunder Projekt mitinitiiert hat.
Bundesweite Beispiele für Randzeitenbetreuung
Beispielhaft für eine dauerhafte Lösung sind die Angebote „Fluxx“ vom Familienmanagement der Stadt Hannover und „Sonne, Mond und Sterne“ des Landesverbandes allein erziehender Mütter und Väter Nordrhein-Westfalen (VAMV) in Essen. Dort werden Eltern nun schon seit 2014 erfolgreich entlastet. „Das Wichtigste ist eine gute auskömmliche Finanzierung für die Betreuungspersonen und die Koordinationskosten für die Projektorganisation“, berichtet Nicola Stroop vom Essener VAMV aus ihrer Erfahrung in der Umsetzung flexibler Kinderbetreuung.
Mit Sonne, Mond und Sterne werden Kinder im Alter von drei bis 14 Jahren im Haushalt der Eltern durch qualifizierte Betreuer:innen begleitet, den Kinderfeen und Kobolden. Der Organisationsaufwand für Alleinerziehende sei so weit wie möglich reduziert. Eltern und Kinder könnten entspannte Tagesverläufe auch bei ungewöhnlichen Arbeitszeiten erleben, berichtet Nicola Stroop. Die Betreuung im Haushalt der Eltern verhindere Zumutungen für Kinder, wie extrem frühes Aufstehen, unsichere private Betreuungs-Lösungen oder Zeiten ohne Ansprechpersonen für Schulkinder.
„Für eine erfolgreiche Umsetzung brauchen wir eine überzeugte Stadt-Politik und -Verwaltung, die sich für Familien engagiert“, berichtet Sabine Schrader von Fluxx in Hannover. Dort vermittelt die Fluxx-Notfallbetreuung für Kinder und unterstützungsbedürftige Angehörige kurzfristig Betreuungspersonen in den Haushalt der Familie oder ein Betreuungsangebot außerhalb und Fahrdienste. Fluxx hilft zum Beispiel bei unvorhergesehenen Arbeitsspitzen, Verspätungen nach Dienstreisen, plötzlicher Krankheit, Unfall oder einmaligem Engpass in der Familie.
Über das Mütterzentrum Dortmund e.V.
Das Mütterzentrum Dortmund wurde 1986 als gemeinnütziger Verein der Familienselbsthilfe gegründet und ist als freier Träger der Kinder- und Jugendhilfe anerkannt. Vom Selbsthilfetreffpunkt für Mütter hat es sich mit seinem Offenen Treff zu einem Ort der Begegnung für Menschen aller Generationen, Nationalitäten und Geschlechter entwickelt.
Der Verein ist Teil des Bundesprogramms Mehrgenerationenhäuser mit Sitz in der Hospitalstraße in Dortmund-Dorstfeld und einer Kindertagespflege-Vermittlung am Westfalendamm. Er vermittelt Tagesmütter und -väter und führt Beschäftigungsmaßnahmen im Auftrag des Jobcenters Dortmund durch. Das Mütterzentrum ist mit über dreißig Mitarbeitenden Träger vieler Projekte rund um die Themen Familie, Vereinbarkeit von Familie und Beruf und generationsübergreifendem Zusammenhalt in der Gesellschaft. Rund 10.000 Menschen jährlich nehmen zu den beiden Standorten in Dortmund Kontakt auf.
Das Mütterzentrum Dortmund e.V. ist Mitglied im Paritätischen Wohlfahrtsverband NRW, dem Landesverband der Mütterzentren NRW und dem Bundesverband der Mütterzentren.